Die fünfte Jahreszeit steht vor der Tür. Das Kostüm ist fertig. Die Alkoholvorräte sind aufgestockt. Einem ausgelassenen jecken Treiben steht eigentlich nichts mehr im Wege. Doch dann kommt alles ganz anders. Im Gedrängel landen Hände an Orten, wo sie nicht hingehören.
Der Alkoholpegel lässt das Testosteron die Höhe schießen. Ein falscher Spruch, ein schräger Blick und los geht die Prügelei.
Aus einem harmlosen Bier wird plötzlich ein viel zu starker Rausch, der einen anderen Ursprung haben muss, als den Alkohol.
Damit euch solche Situationen erspart bleiben, haben wir fünf Tipps für eure Sicherheit an Karneval.
1. Lass dein Getränk nicht unbeaufsichtigt!
Das schlimmste Szenario für das Ende des Karneval: Plötzliche Benommenheit, der Rausch ist viel stärker als gedacht. Man verliert die Kontrolle und das Gedächtnis. Butyro-1,4-lacton, besser bekannt als K.O-Tropfen oder Liquid Ecstasy ist vollkommen geschmacklos und wenige Tropfen reichen aus, um einen erwachsenen Menschen auszuknocken. Vor allem bei großen Veranstaltungen wie Karneval verliert man schnell sein Getränk aus dem Blick, findet neue Freunde mit neuen Getränken. Aus einem harmlosen Schluck kann der absolute Kontrollverlust resultieren. Der Besuch im Krankenhaus wird unausweichlich und ist trotzdem nicht das Schlimmste, was dabei passieren kann.
Um dieses Erlebnis zu vermeiden, gibt es ein paar simple Regeln, die man beachten sollte. Zuallererst sollte man sein Getränk zu keinem Moment aus den Augen verlieren. Wie schnell die Tropfen unbemerkt ins Getränk gelangen können, zeigt dieses Video. Achtet auch auf die Getränke eurer Freunde und Freundinnen. Beim Weg durch die Menge, haltet eure Hand über das Glas oder den Daumen über die Flaschenöffnung. So kann nichts in euer Getränk gelangen, was da nicht reingehört. Auch fremde Gläser und Flaschen sind tabu. Egal wie nett und freundlich die Menschen wirken, ihre Absichten sind nicht immer ersichtlich. Dasselbe gilt auch für den gut gemeinten spendierten Drink. Lieber nein sagen oder sich auf ein verschlossenes Bier einigen. Hierfür sollte jeder Verständnis haben. (Wenn nicht, ist das schon ein erstes Warnsignal).
Schnell handeln!
Solltet ihr das Gefühl haben, dass euer Rausch sich urplötzlich drastisch verstärkt und es dafür keine logische Erklärung gibt, dann reagiert so schnell wie möglich. Wendet euch an eine Frau – ja, das gilt auch für die Herren der Schöpfung. Erklärt ihr, dass jemand euch Drogen ins Getränk getan hat. Bittet sie auf euch Acht zu geben. Dann ruft ihr eine weibliche Bekannte/Freundin an, die euch abholen soll. Warum ausgerechnet weiblich? Ganz einfach, egal wie nett eurer Kumpel oder Freund ist, niemand kennt sein Gesicht oder weiß wie er aussieht. Das gibt den Tätern erneut die Gelegenheit sich als eure Vertrauensperson auszugeben. Sobald eure Freundin/Bekannte/Frau euch abholt, fahrt schnellstmöglich ins Krankenhaus oder kontaktiert einen Arzt. K.O.-Tropfen lassen sich nur wenige Stunden im Blut nachweisen, daher muss schnell gehandelt werden.
Niemand setzt sich gerne mit dem Gedanken auseinander, dass er oder sie in eine solche Situation kommen könnte. Trotzdem passieren solche Vorfälle regelmäßig und nicht selten sind daran mehrere Täter beteiligt. Daher lieber einmal mehr vorsichtig sein und dafür sicher Karneval feiern.
2. Bleibt zusammen!
Ein Karnevalstag beginnt mit der Gruppe – entweder beim gemeinsamen Vorglühen oder man trifft sich in der Stadt. Man zieht gemeinsam durch die Bars und hat eine gute Zeit zusammen. Doch dann trifft die Biene Marie auf den Bienerich Jürgen. Bützchen hier, Bützchen da und plötzlich sind die beiden verschwunden. Während die anderen allerdings weiterziehen, ist sich Marie nicht mehr sicher, ob sie mit Jürgen nach Hause gehen will. Jürgen will das nicht einsehen und aus dem harmlosen Paarungstanz wird eine Handgreiflichkeit. Marie sucht verzweifelt ihre Freunde, doch die sind gegangen. Die zugegebenermaßen plakative Situation ist allerdings nicht ungewöhnlich für einen Tag im Karneval. Und das ist nicht das einzige Szenario, was sich verhindern lässt, wenn man wenigstens zu zweit unterwegs ist. Man kann besser aufeinander aufpassen, dem anderen die eine oder andere Dummheit wieder ausreden und überhaupt, ist es besser in einem alkoholisierten Zustand nicht allein zu sein.
Für ein sicheres Gefühl während der jecken Tage, ist es also ratsam einander nicht zu verlieren.
3. Bleibe unauffällig!
Alkohol lässt Hemmungen fallen. Das kann Schüchternen helfen sich gehen zu lassen. Das sorgt allerdings auch dafür, dass man sich selbst überschätzt. Dadurch gerät man häufiger in Auseinandersetzungen. Ein falscher Blick, ein falscher Spruch und man gerät aneinander. Davon abgesehen, dass solche Auseinandersetzungen in den wenigsten Fällen zu einem guten Ergebnis führen, ist diese Selbstüberschätzung auch extrem gefährlich. Das gilt nicht nur für den Angreifer, sondern auch für den Betroffenen. Häufig passieren solche Übergriffe aus keinem ersichtlichen Grund. Auch hier gilt: Auseinandersetzungen vermeiden! Das funktioniert zum Beispiel dadurch, dass man dem impulsiven Bedürfnis des Kräftemessens nicht nachgeht. Dir geht der Typ neben dir auf die Nerven? Dreh dich weg und wechsel die Location. Dir brüllt jemand auf der Straße hinterher? Ignoriere es und geh weiter. Unter Alkohol hat deine Vernunft oft Urlaub. Behalte also im Hinterkopf, dass du dich vielleicht überschätzen könntest und verhalte dich ruhig.
Übrigens: Uauffällige Kostüme ziehen weniger Aufmerksamkeit auf sich!
4. Beobachte deine Umgebung!
Die Party ist vorbei, die U-Bahn kommt in wenigen Minuten. Jetzt erstmal Musik in die Ohren und kurz bei Instagram surfen. Klingt verlockend, kann aber übel ausgehen. Vielleicht steht neben dir jemand, der Streit sucht oder Schlimmeres. Schalte also deine Umwelt nicht aus, sondern beobachte deine Umgebung ganz genau. Der Kaktus dahinten guckt schon die ganze Zeit zu dir rüber und du hast ein ungutes Gefühl? Wechsel den Ort oder stelle dich in die Nähe einer größeren Gruppe, um dich besser zu schützen.
Vor allem im Dunkeln verrät dich zuallererst das blaue Licht vom Handy aus der Ferne. So weiß der potentielle Angreifer nicht nur, dass ein Handy besitzt, sondern auch, dass du im Moment abgelenkt bist. Gönn dir also dieses Stück Sicherheit und spar dir die Musik und das surfen für Zuhause auf.
5. Konsumiere bewusst !
Ob Alkohol und Karneval untrennbar zusammen gehören, muss an anderer Stelle diskutiert werden. Für viele gehören Schnaps und Kölsch genauso zum jecken Feiern, wie der Dom zu Kölle. Aber auch hier kann man an seine Sicherheit denken und sich für einen bewussten Konsum entscheiden. Du kannst schon kaum noch stehen, aber dein Kumpel singt “Drink doch ene mit”? Er wird dir sicherlich nicht übel nehmen, wenn du Nein sagst und auf dich und deinen Körper achtest. Bestenfalls kennst du dich und deine Grenzen so gut, dass du aufhörst zu trinken, bevor du vollständig die Kontrolle verlierst. Trinke in regelmäßigen Abständen Wasser und vergiss das Essen nicht. Diese scheinbar banalen Tipps können dich davor bewahren die Kontrolle zu verlieren und schützen dich vor denjenigen, die deinen hilflosen Zustand ausnutzen möchten. Und mal ehrlich, ohne schlimmen Kater lassen sich die jecken Tage doch viel nachhaltiger genießen.
Extratipp für Frauen
In Köln und vielen anderen Städten gibt es während der Karnevalstage spezielle Sicherheitsbereiche und Anlaufstellen für Frauen, die sich bedroht oder belästigt fühlen. Sollte euch eine Situation komisch vorkommen oder jemand aufdringlich werden, könnt ihr euch dorthin wenden. Hier werdet ihr professionell betreut und könnt der Situation entkommen. Sollte kein spezieller Anlaufpunkt in der Nähe sein, wendet euch an andere Frauen und erklärt ihnen eure Situation. Vermeidet allein auf den Straßen zu sein und lest noch einmal besonders den zweiten Tipp.
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