Weniger denken
Es könnte so einfach sein. Ein Schritt nach vorne, den Körper aus der Linie bringen. Dann den Counter setzen. Checken. Und fliehen. Tausendmal gemacht. Sollte doch eigentlich wie von selbst funktionieren. Aber nicht an diesem Tag. Plötzlich sind da diese Fragen: “Mit welchem Bein sollte ich nach vorne gehen? Drehe ich nur den Oberkörper oder auch die Hüfte? Setze ich den Counter jetzt zum Kopf oder sollte ich treten? Aber wenn ich trete, dann kann ich ja nicht aus der Linie gehen. Und was wenn ich stolpere beim weglaufen, den Angreifer auch zu Boden reiße,mit dem Aufprall auf der anderen Seite der Erde ein Erdbeben auslöse, das dann wiederum einen Tsunami auslöst? Das lässt sich bestimmt verhindern, wenn ich mit dem anderen Bein losgehe”. Solche Tage hat wohl jeder Kravist ab und zu. Vielleicht war der Tag im Büro so aufwühlend, dass man aus dem Arbeitsmodus nicht hinauskommt und alles analysieren möchte. Vielleicht hat man zu viele Baustellen auf einmal und deswegen fallen einem die simpelsten Dinge nicht mehr ein. Das passiert jedem und ist überhaupt nicht schlimm, aber: Zu viele Gedanken versauen jede Technik. Es gibt ein paar Mittel und Wege, um weniger zu denken.
Lass die Gedanken frei
Oft spürt man bereits vor dem Training, dass man mit den Gedanken umherschweift. Hier ein Impuls von außen, der ablenkt. Da fällt einem ein, was man beim einkaufen vergessen hat. Und war die Herdplatte wirklich aus? Um diesem Overload an Gedanken entgegenzutreten, kann es helfen ihnen einfach mal freien Lauf zu lassen. Das kannst du tun, indem du einfach für ein paar Minuten alles aufschreibst, was dir in den Sinn kommt. Natürlich kannst du auch an einen Freund oder eine Freundin eine Sprachnachricht schicken oder das Aufnahmegerät deines Handys nutzen. Oder noch besser: Erzähle es deinen Freunden beim Training. Gebt euch gegenseitig die Zeit kurz raus zu lassen, was gerade bei euch los ist. Nachdem die Dinge ausgesprochen wurden, ist es leichter sich anderem zuzuwenden. Dieser simple Trick entlastet deinen inneren Schreibtisch und schafft Platz für Konzentration und Krav Maga.
Einmal tief durchatmen
Dein Trainingspartner steht vor dir. Ihr übt die Technik und du bleibst bewegungslos stehen, weil dir zu viele Fragen und Gedanken durch den Kopf schießen? Schließe für einen kurzen Moment die Augen. Atme tief ein und wieder aus. Stell dir vor, wie du mit dem ausatmen die vielen Gedanken loslässt und in die Freiheit schickst. Erkläre deinem Trainingspartner, dass du dich kurz sammeln willst. Konzentriere dich darauf die Gedanken gehen zu lassen. Wiederhole das tiefe ein und ausatmen so oft du möchtest – ähnlich wie bei einer Meditation. Sobald du das Gefühl hast, dass die Gedanken weniger werden, lenke die Aufmerksamkeit wieder auf die Technik. Geht die Schritte noch einmal langsam durch und konzentriere dich auf das, was du weißt. Auch, wenn die Gedanken und Szenarien in deinem Kopf rasen – du kannst das. Krav Maga basiert auf den natürlich Reflexen von daher ist die Hälfte der Technik umsonst. Verlasse dich darauf und behalte das konzentrierte atmen bei. Das kann dir dabei helfen weniger zu denken.
Sei weniger hart zu dir
Häufig geht mit dem vielen Denken auch die Angst einher genau diese spezielle Technik nicht zu beherrschen. “Ich kann das nicht” schallt es jammernd durch die Trainingshalle. Das ist erstens falsch, weil du ja beim Training bist, um etwas dazuzulernen. Zweitens verstärkst du mit solchen Gedanken deine Sorgen, was dann dafür sorgt, dass es wahrscheinlicher ist etwas falsch zu machen. Kein Meister ist vom Himmel gefallen und Training bedeutet lernen. Gib dir die Zeit, die du brauchst aber vertrau dir auch selber. Du bist seit fünf Jahren dabei und hast plötzlich ein paar Basic-Techniken nicht mehr auf dem Schirm? Das bedeutet weder, dass du Krav Maga nicht beherrscht, noch, dass du von vorne anfangen musst. Weniger denken hilft. Erinnere dich daran, dass du schon vieles gelernt hast. Jeder vergisst ab und zu Dinge. Nichts daran ist schlimm. Sei nicht zu hart zu dir selber, denn das wird nicht helfen. Vielmehr: Erinnere dich an das, was du kannst. Und ändere die innere Einstellung zu “Ich kann das”. Das gibt dir wieder mehr Selbstvertrauen und ohne, dass du dich versiehst, klappt es wieder mit der Technik. Es ist nicht falsch ehrgeizig sein zu wollen, aber sei dabei nie zu hart zu dir selber. Erst, wenn du auch daran glaubst, dass du kannst, was du kannst, wird es funktionieren.
Stress, Stress, Baby
Wenn alle andere Tricks nicht mehr funktionieren, wird es dir spätestens beim Drill leichter fallen die Techniken einfach anzuwenden. Dir ist bestimmt schon mal aufgefallen, dass du beim Zombiegame mit mehreren Angreifern plötzlich keine Probleme mehr mit der Technik hattest, weil du dich auf andere Dinge konzentrieren musstest. Vielleicht hast du diesen Effekt auch schon mal nach einer kurzen Fitnesseinheit im Training festgestellt. Das Adrenalin schießt hoch. Der Fokus wird klar. Die Technik funktioniert. Wenn du also gar nicht mehr weiter weißt, bitte den Instruktor um Stress oder eine kleine Fitnesseinheit. Er wird dir diesen Wunsch sicher niemals abschlagen und dir gern weiterhelfen. Auch deinen Trainingskollegen kann das helfen sich wieder mehr auf die Technik zu konzentrieren und weniger zu denken.